Jährlich erleiden fast 100.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall (Apoplex). Die Ursache liegt in bis zu 20% an einer arteriosklerotischen Verengung (Stenose) hirnversorgender Arterien, hier v.a. der Carotis-Stenose, einer verengten inneren Halsschlagader (Arteria carotis interna).
Nur 1/3 aller Schlaganfall-Patienten können wieder gut in den Alltag zurückkehren, die anderen 2/3 sind entweder ein Pflegefall oder verstorben.
Daher ist es ein großes Anliegen in der Medizin, das Risiko für die Entwicklung eines Schlaganfalls zu reduzieren, dazu gehört auch die invasive Behandlung einer Carotis-Stenose.
Folgende Risikofaktoren sind bekannt für die Ausbildung einer Carotis-Stenose:
- Bluthochdruck
- Nikotinkonsum
- Hypercholesterinämie
- Diabetes mellitus
- Genetische Faktoren
Dabei lösen sich Teile der erkrankten Gefäßwand aus der Carotis-Stenose und werden mit dem Blutstrom fortgespült. Dieser Prozeß wird Embolisation genannt, und je nach Ort können Sehstörungen oder Schlaganfall-Symptome auftreten.
Neben dem Rauchverzicht ist eine optimierte medikamentöse Behandlung nötig (ASS, Statin, Antihypertonika).
Ob bei Ihnen zusätzlich die Indikation zur weiterführenden Diagnostik und invasiven Therapie (Gefäßoperation, Stentbehandlung) der ACI-Stenose besteht, sollte individuell entschieden werden.
Dazu führen wir im zertifizierten Gefäßzentrum Berlin Nord am Humboldt-Krankenhaus regelmäßige Gefäßkonferenzen durch unter Anwesenheit von Gefäßchirurgie, Angiologie, Radiologie und Neurologie.
Die aktuellen europäischen Leitlinien von 2017 fassen zusammen, wann eine Carotis-Stenose durch Carotis-Operation oder Carotis-Stent behandelt werden sollte. Der Grundpfeiler der der Behandlung stellt dabei die bestmögliche medikamentöse Therapie dar („BMT“ in der folgenden Abbildung).
Ganz wesentlich ist dabei, ob bereits Symptome für einen Schlaganfall aufgetreten sind (wir sprechen dann von einer symptomatischen Carotis-Stenose). In diesen Fällen ist die Carotis-Operation in Kombination mit BMT Methode der Wahl (in der obigen Abbildung als CEA + BMT dargestellt).
Zum anderen werden Risikofaktoren beschrieben, die bei einer Carotis-Stenose trotz BMT die Entwicklung eines Schlaganfalls wahrscheinlicher machen. Diese morphologischen Aspekte der Carotis-Stenose rücken daher immer mehr in den Focus, um bei einer bislang asymptomatischen Carotis-Stenose von einem erhöhten Risiko für die Ausbildung eines Schlaganfalls zu sprechen. In diesen Fällen sollte ebenfalls bevorzugt eine Carotis-Operation stattfinden.
Erscheint die Carotis-Operation für zu riskant aufgrund von Comorbiditäten (z.B. frischer Herzinfarkt), Begleitmedikamente (Marcumar) oder anatomischen Gründen (z.B. eine technisch nicht gut erreichbare Carotis-Stenose), dann kann als Alternative der Carotis-Stent als Behandlungsmethode gewählt werden, in der obigen Abbildung als CAS bezeichnet.
Die Verengung der Halsarterie wird heutzutage bestimmt durch Gefäßultraschall (FKDS = farbkodierte Duplexsonografie). Dabei werden verschiedene Parameter genutzt, um den Grad der Verengung zu bestimmen. Der wichtigste Faktor ist dabei die Flußgeschwindigkeit.
Anschließend erfolgt noch eine Umrechnung in eine andere Meßmethode (NASCET), die früher üblich war, als es noch nicht geeignete Ultraschall-Geräte gab.
International gebräuchlich ist die Angabe des Stenosegrad nach NASCET (auch distaler Stenosegrad genannt, da hier R zu D in Relation gesetzt wurde; siehe folgende Abbildung).